
Rezension: Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten | Jonas Jonasson
Der Hundertjährige ist zurück!
Auch wenn das nie geplant war, wie Jonas Jonasson in dem witzigstem Vorwort, das ich je gelesen habe, schreibt.
„Herr Jonassons“, konnte er aus heiterem Himmel anfangen, wenn ich gerade mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war.
„Haben Sie es sich schon anders überlegt, Herr Jonasson? Möchten Sie nicht doch noch eine Runde nachlegen, bevor ich so richtig alt bin?“
Nein, wollte Jonasson nicht. Doch als sich die politische Weltsituation so katastrophal verschlechterte, merkte er, er braucht Allan (den Hundertjährigen) doch nochmal, um die Dinge beim Namen zu nennen.
Allan hatte sich, nach Band 1, mit seinem Freund Julius und dem vielen Geld nach Indonesien abgesetzt, wo sie ein Luxusleben führten.
An Allans 101. Geburtstag haben beide eine Fahrt in einem Heißluftballon geplant. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände landeten beide alleine mit dem Heißluftball im Meer. Gerettet werden sie von einem nordkoreanischem Schiff, das Uran transportiert. Und so nimmt in gewohnter Manier die Geschichte um den Hundertjährigen Fahrt auf.
Während Julius immer wieder vor Angst zergeht, ist Allan total gelassen.
Doch hat er es diesmal übertrieben, als er Kim Jong-un versprach, er würde ihm innerhalb von ein paar Tagen zeigen, wie er eine Atombombe basteln kann, nur um seinen Hals zu retten?
Und was für eine Rolle spielt Trump, Merkel und die schwedische Außenministerin?
Meine Meinung:
Das Buch kann auf jeden Fall mit seinem Vorgänger mithalten, wenn es auch zwischen durch ein paar Längen hat.
Der besondere Reiz an diesem Band ist für mich, dass es in der Gegenwart spielt. Hier geht es um aktuell politische Gegebenheiten, die durch die witzige und leicht satirische Art beleuchtet werden.
Allan ist jetzt stolzer Besitzer von einem Tablet und so ständig am Lesen der neusten Nachrichten, die er dann allen erzählt. Das geht Julius gewaltig auf die Nerven. Ich muss sagen, mir war das zwischen durch auch etwas zu viel und ich habe den Allan vermisst, der aktiv in Aktion geht.
Massiv gestört hat mich allerdings, als Allan in der Mitte des Buches von Julius, und einer weiteren Person, die sich den beiden anschließt, ausgegrenzt wird. Sie verbieten ihm immer wieder den Mund. Da trat ganz klar mein Beschützerinstinkt ein und ich hätte mich nur zu gerne mit der Person angelegt. Es geht hier immerhin um Allan!
Wenn Julius, der Kleinkriminelle, mit dabei ist, kann natürlich nicht alles ganz legal sein, was er sich einfallen lässt. Was er sich da ausgedacht hat, war an sich schon ganz witzig. Leider war es aber auch genau die Stelle im Buch, die sich etwas zog. Ich vermute, es lag daran, dass Allan hier besonders viel mit seinem Tablett beschäftigt war und die anderen beiden ihm immer wieder den Mund verboten haben. Dadurch fehlte einfach der trockene Witz von Allan.
Trump bekommt ordentlich sein fett weg und die Briten mit ihrem Brexit auch.
Putin spielt auch eine Rolle und dabei wird ein Thema aufgriffen, über das die Medien viel zu wenig aufklären. Nämlich die politische Manipulation durch Boots.
Merkel kommt ziemlich gut weg.
„In Europa lachte man sich kaputt über das dumme Schweden. Nicht viele Menschen kamen zur umgekehrten Schlussfolgerung: dass man diese ganze Flüchtlingssituation hätte bewältigen können, wenn alle EU-Länder sich verhalten hätten wie Schweden und Deutschland. Aber im Himmel Punkte für den Jüngsten Tag zu sammeln war total out. „
Die Szenen mit Trump fand ich besonders lustig, wenn gleichzeitig mit einem bitteren Nachgeschmack, weil man weiß, es ist nicht nur Scherz, sondern bittere Realität.
„Es war nicht so schön, Präsident der USA zu sein, wie Donald Trump geglaubt hatte. Das Schönste war ja doch immer, Leute zu feuern. Wenn er das in der Wirtschaft und im Fernsehen machte, erntete er Angst und Respekt, aber so wie er ein, zwei Köpfe im Weißen Haus rollen ließ (oder auch dreizehn, kam drauf an, wie man zählte ), unterstellten ihn die korrupten Medien, er sei labil.
Eine andere scheußliche Erfahrung war die, dass die Republikaner – seine Republikaner -nicht taten, was er sagte. Und dann die Gesetze offensichtlich so bestellt waren, dass er sie nicht auch noch feuern konnte. „
Das Ende hat mir sehr gut gefallen.
Fazit:
Das Buch bringt die Themen der heutigen Weltpolitik mit einer feinen Prise Satire auf den Punkt. Leider gibt es in der Mitte ein paar Längen.
4,5 ♥ ♥ ♥ ♥
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar!
Hallo Petrissa,
Ich habe in einer Bücherzeitschrift gesehen, dass Allan zurückkommt und da hat Jonas Jonasson auch schon berichtet, dass Allan ziemlich penetrant sein Rederecht eingefordert hat. Fand ich sehr lustig.
Das erste Buch fand ich sehr lustig, aber ich habe echt Sorge, dass es mir beim zweiten Mal nicht mehr gefällt. Andererseits bietet die aktuelle politische Situation vermutlich genug Stoff, um nochmal ein gutes Buch hinzulegen.
Ich denke, ich werde mir das Buch irgendwann als Taschenbuch zulegen, oder es über die Onleihe ausleihen. Ich bin doch zu neugierig und kann Reihen nicht gut offen lassen 😀
Liebe Grüße
Julia
Hallo Julia,
ja, ich hatte auch große Bedenken, aber war dann einfach zu neugierig.
Die negativen Rezensionen die ich gelesen haben, bezogen sich fast alle darauf, dass das Buch zu “links” sein. Einer hat zwei Sterne Abzug gegeben, weil Jonasson Merkel positiv darstellt!! Da kann man sich ja nur an den Kopf greifen.
Ich fand die Situationen mit den Politikern durchweg komisch. Nur bei Trump hat mich zwischen durch das kalte Grausen gepackt, weil ich dachte: Es ist real! Es ist so real!
Ja, die Bücher von Jonasson kommen ja immer nach einem Jahr als Taschenbuch raus. So würde ich das dann auch machen.
Liebe Grüße
Petrissa
Hey,
eine schöne Rezension 🙂 In vielen Punkten bin ich deiner Meinung – ich fand auch, dass das Buch ein paar Längen hat, aber zugleich war es interessant zu sehen, was der Autor aus den aktuellen politischen Themen gemacht hat; “bitterer Nachgeschmack” ist eine schöne Beschreibung, das traf teilweise wirklich zu. Ich fand es ein bisschen schockierend, wie gut sich reale Vorkommnisse in die teilweise absurden Erlebnisse des Hundertjährigen einfügten. Ich kann aber auch verstehen, dass es manchen Lesern im Vergleich zum ersten Band zu politisch war, eben weil der Autor Stellung zu aktuellen Themen bezieht.
Tatsächlich stach das Tablet für mich gar nicht besonders negativ hervor, aber stimmt – in Band 1 hat der Protagonist noch aktiver gehandelt.
Das Buch hatte mir nicht ganz so gut gefallen wie dir, aber schön, dass es dich so sehr überzeugen konnte 🙂
Hab einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Kerstin
Hallo Kerstin,
aber war Band 1 nicht auch sehr politisch? Es bezog sich halt auf die Vergangenheit.
Und ich versteh an den Kritiken auch nicht, es wird doch am Klappentext doch schon deutlich, dass es sehr politisch zu geht. Ich habe es gerade deswegen gelesen. 😀 Ich wollte es erst nämlich nicht lesen, weil ich dachte: Ach, so ne Vortsetzung geht selten gut. Aber Trump, Nordkorea und Merkel auf dem Klappentext?! Da musste ich zugreifen. 😀
Liebe Grüße
Petrissa