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[Rezension]Glück – Zeit für mich
Glück – Zeit für mich
Autorin: Anna Barnes
Übersetzerin: Felicitas Holdau
Verlag: kailash (19.03.18)
ISBN-10: 3424631604
Seiten: 160
Inhalt:
Das moderne Leben ist stressig, schreibt Anna Barnes. „Dabei vergessen wir oft unser psychisches Wohlbefinden und wie wichtig es ist, einfach glücklich zu sein.
Mit diesem Buch will sie uns dabei unterstützen, Abstand zu gewinnen. „Mit Tipps fürs Zuhause und fürs Stressmanagement im Job sowie mit leicht nachvollziehbaren Anleitungen, wie du positiver denken und Körper und Geist aktiv bei Laune halten kannst.“
Dabei widmet sie sich den Kapiteln:
Einfache Glücksstrategien,
Freude teilen,
Glücklich daheim,
Gut schlafen, gut gelaunt,
Freude im Job,
Essen, das glücklich macht,
Bewegung tut gut,
Ganzheitlich ins Glück
Es wechseln sich kurze Texte mit Zitaten und Aphorismen ab

Meine Meinung:
Es ist ein Buch mit süßen Grafiken und netten Zitaten.
Aber es hält nicht das, was Anna Barnes im Vorwort verspricht. (s.o.)
Die „nachvollziehbaren Anleitungen“ sind doch ziemlich oberflächlich. Da schreibt sie zB von einem bekannten Psychologen, der selber an Depressionen litt und davon überzeugt war, dass man sich nur für das Glück entscheiden muss, um glücklich zu sein. „Indem man an das Glück glaubt, wird man glücklich.“ Was für eine gefährliche Aussage. Jemand der an echten Depressionen leidet, wird sich durch so eine Aussage nur noch schlechter fühlen, weil er es nicht hinbekommt.
Mit meinem Hintergrundwissen verstehe ich, was sie damit meint. Das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir uns nur etwas vorstellen oder ob es Realität ist. So trainieren Leistungssportler zB mental, in dem sie sich vorstellen, wie sie als erstes durch die Ziellinie laufen. Das Gehirn glaubt dann daran.
Und wenn wir uns immer wieder vorstellen, wie wir in einer Situation versagen, wird dies für das Gehirn auch zur Realität.
Aber das erklärt sie nicht. Und jemanden der ernsthaft psychisch krank ist zu sagen: „Glücklichsein ist Willenssache…“ – fahrlässig, in meinen Augen.
Mir gefällt auch die Sprache nicht besonders. Ich weiß ja nicht, wie das Original ist, aber die deutsche Übersetzung ist nicht gut. Das „Tuwort“ kommt zB ziemlich häufig vor. Oder als Mantra soll man sagen: „Ich bin zuständig für mein Glück.“ „Zuständig“ ist so ein eckiges Wort, das für ein Mantra vorzuschlagen…
„Sei mal ein bisschen albern, just for fun…“
Die Sprache ist so salopp, dass da gar keine Wärme in den Worten liegt, was ich bei dem Thema aber erwarten würde.
Fazit:
Erwartet man nur ein paar lockere Vorschläge, schöne Zitate und hübsche Bilder, wird man an dem Buch Gefallen finden.
Sucht man aber nach
hilfreicher Unterstützung, ist das Buch weniger geeignet.
Besonders Menschen, denen es psychisch nicht gut geht, würde ich das Buch nur mit großen Vorbehalten empfehlen.
Gerade noch so 3 ♥ ♥ ♥

Ich danke dem Verlag herzlich für dieses Rezensionsexemplar.
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Bei solchen Büchern bin ich immer etwas zwiegespalten, liebe Petrissa. Keine Frage, sie sehen hübsch aus und enthalten gute Sprüche und Tipps. In jungen Jahren habe ich sie auch mal gelesen und doch die Tipps in den Wind geschossen. Habe mich in der Familie und im Job aufgerieben.
Ich denke, meistens helfen solche Büchlein nicht. Das Aufwachen erfolgt oft erst, wenn man ein bisschen älter ist (wenn man Pech hat, sogar erst nach gesundheitlichen Problemen). Irgendwann kommt der Zeitpunkt von alleine, wo man nicht mehr zu allem ja und amen sagt und auch mal alle Fünfe gerade sein lässt. So ist es mir persönlich zumindest ergangen.
Heute weiß ich, was mir gut tut und was ich links liegenlasse.
Liebe Anne,
ich habe lange über Deine Antwort nachgedacht. Allein beruflich habe ich ja viele psychologischen Bücher gelesen. Es gibt hier halt Unterschiede wie Tag und Nacht. Ich mag Achtsamkeitsbücher, weil sie mich immer wieder erinnern. Achtsam zu sein, ist ja ein lebenslanger Lernprozess, weil man es einfach täglich tun muss.
Und natürlich bekommt man mit dem Alter eine generell größere Gelassenheit, aber ich würde schon sagen, dass mir das punktuelle Abgrenzen auch in jungen Jahre gut gelungen ist. Dank meiner Beschäftigung mit dem Thema Achtsamkeit.
Liebe Grüße und danke für den Kommentar!
Petrissa
Gerne 🙂
Wenn man sich aus beruflichen Gründen oder auch grundsätzlich mit diesem Thema beschäftigt und sich dafür interessiert, funktioniert das wahrscheinlich, liebe Petrissa.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich den Begriff “Achtsamkeit” erst hier irgendwann von dir wahrgenommen habe. Und so sehr lange gibt es diese Thematik bei uns ja auch noch gar nicht, wie ich gerade nachgelesen habe: “Die Achtsamkeitspraxis hat ihre Wurzeln in der zweieinhalbtausend Jahre alten ‚Satipatthana-Sutra‘ der buddhistischen Lehren. Der Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn erkannte den Wert der darin enthaltenen Meditationen für unser Leben im 21. Jahrhundert und entwickelte 1979 aus diesen Übungen ein medizinisches systematisches Programm zur Stressbewältigung, das unter dem Namen MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction = Stressbewältigung durch Achtsamkeit) bekannt ist.” Quelle: https://dfme-achtsamkeit.de/was-ist-achtsamkeit-wirkung/
Liebe Anne,
mit Deinem ersten Satz magst Du recht haben.
Ja, was wir heute unter Achtsamkeitspraxis im Westen verstehen, ist noch nicht so alt. Aber Zen und Buddhismus, Meditation zB ja schon. Dieses MBSR hat im Prinzip eine neue Packung bekommen.
Ich war in der Schule zB in einer AG, in der wir Phantasiereisen gemacht haben. Ist eigentlich das gleiche in Grün.
Aber ja, wenn man da nie ran geführt wurde und keinen Zugang zur Psychologie hat…
Liebe Grüße
Petrissa