
Blogtour Syrien|Rezension: Jenseits des Meeres
Wie spricht man mit seinen Kindern über das, was in der Welt passiert? Das ist immer schwierig. Denn was antwortet man auf die Frage: „Aber warum, Mama/Papa?“ Jeder der sein Herz nicht verloren hat, wird sich noch selber an das Unverständnis erinnern, dass man als Kind hatte, wenn man vom Krieg hörte und davon, dass Menschen in anderen Ländern verhungern.
Das Buch, dass ich Euch heute vorstellen möchte, hat keine Antwort auf solche Fragen. Aber es zeigt den etwas älteren Kindern (ab 10), wie sich andere Kinder fühlen, die flüchten müssen. Alles zurück lassen müssen. Das Haus, die Spielsachen, die Freunde…. ja, auch die Familie.
Es bietet eine gute Grundlage, mit dem Kind zu diskutieren und mit ihm zu überlegen, was es sagen kann, wenn ihm rassistische Äußerungen in der Schule oder dem Umfeld begegnen. Das ist wichtig. Das ist mehr als wichtig. Den die Kinder sind die Erwachsenen von Morgen.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich auf dem Gymnasium einen Klassenlehrer hatte, der uns das Denken beigebracht hat und uns sensibilisiert hat, für das, was Rassismus und Machthunger in der Welt ausrichten kann.
Jenseits des Meeres
Ein Land im Bürgerkrieg.
Der 9-jährige Mailk und sein Großvater sind auf der Flucht zum Hafen, in dem nur ein einziges großes Schiff Flüchtlinge außer Landes bringt. Doch das Ticket ist unbeschreiblich teuer.
Werden es Mailk und sein Großvater an Bord schaffen? Und was ist mit Maliks Mutter? Wird sie es rechtzeitig zum Hafen schaffen?
Reflektion
Beeindruckend, wenn gleichzeitig manchmal verwirrend, weil der Mensch ja immer alles einordnen will, ist, dass kein Ländername genannt wird. Weder woher Mailk kommt, noch wohin es geht.
Mailk kann zu Anfang die Situation nicht richtig einschätzen. Er versteht nicht wirklich, warum er mit seinem Großvater, den er kaum kennt, flüchten soll und warum seine Mutter nicht bei ihm ist. Er hat so viele Fragen, doch die meisten beantwortet sein Großvater ihm nicht. Diesen erschöpfen die Fragen sehr, weil seine Sorgen so übermächtig sind und er nicht weiß, wie er seinen Enkel schonen kann.
Malik ist gezwungen, innerlich zu wachsen. Er war ein behüteter Junge und wird nun mit der grausamen Realität konfrontiert.
Ich finde Maliks Entwicklung großartig. Seine Angst und Einsamkeit wird deutlich und doch lässt er sich nicht die Butter vom Brot nehmen.
Altersangabe
Generell ist es für mich allerdings doch eher ein Kinder- als ein Jugendbuch. Ich war gerade überrascht, als ich gesehen habe, dass es für 12-15-jährige sein soll.
Ich würde es eher für 10-13-jährige einordnen. Für dieses Alter ist es ein richtig gutes Kinderbuch, dass Kinder vorsichtig an das Thema Flucht heran führt, ohne sie mit dem Schrecken der Thematik zu überfordern.
Kritik:
Eine Sache gab es, die mich sehr gestört hat.
Es gibt eine Situation im Buch, in der Flüchtlingskinder neue Pflegeeltern bekommen sollen. Die Kinder müssen sich in eine Reihe aufstellen und die neuen Eltern kommen herein, laufen die Reihe ab, unterhalten sich vor den Kindern, warum sie lieber das Kind statt jenes nehmen wollen.
Wie kommt man bitte auf so eine Idee? – Um es mal nett auszudrücken. Das sind Methoden, von Anfang des letzten Jahrhunderts. Und es machte nun auch nicht den Eindruck, das ganze würde in Indien oder China spielen.
Der Autor kommt aus Großbritannien und ich hoffe doch mal sehr, dass es diese demütigende Art des Adoptionsverfahrens dort nicht mehr gibt. Aus diesem Grund hätte ich dem Buch fast nur 3,5 Sterne gegeben. Ich habe mich nun aber doch dagegen entschieden, weil ich finde, dass es ein wichtiges Kinderbuch ist, um, wie oben schon beschrieben, Kinder auf vorsichtige Art an das Thema Flucht heran zu führen.
Und Malik ist wirklich ein toller Junge und es gefällt mir sehr, wie der Autor die Entwicklung von Malik gezeichnet hat. Zudem glaube ich, dass Kinder sich gut in Malik hinein versetzen können.
Fazit:
Ein sehr wichtiges Kinderbuch, welches Kindern auf verträgliche Art vermittelt, warum es für Menschen notwendig werden kann, aus ihrer Heimat zu fliehen. Was dies für Konsequenzen mit sich bringen kann und was es gerade auch für Kinder bedeutet.
4 ♥ ♥ ♥ ♥
Jenseits des Meeres
Autor:
Jon Walter
Verlag: Königskinder (02.05.16)
ISBN-10:
355156017X
Seiten: 320
Alter: 12-15 Jahre
Guten Morgen!
Ich wünsche jedem Kind auf dieser Welt, dass es niemals vor Krieg flüchten muss. Leider bleibt das ein Wunschtraum ….hoffen wir, dass alle Kriege, die zur Zeit irgendwo geführt werden, bald ein Ende haben werden.
Wir leben in Deutschland in einem sicheren Land – hoffentlich bleibt das so.
LG Babsi
Hallo Babsi,
ja, ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, in was für einer priviligierten Situation wir in Deutschland sind.
Man kann sich das gar nicht ausmalen, wie es diesen Kindern gehen muss, die tagtäglich in Todesangst leben.
Zum Weinen….
Liebe Grüße
Petrissa
Hallo und guten Tag,
niemand wünscht man einen Krieg, aber die Welt ist doch voll davon oder?
Irgendwo gibt es doch immer kriegerische Auseinandersetzungen oder? Wo auch Kinder die Leittragenden sind…Jemen, Afrika , Asien usw.
Nur bekommt man es weniger mit, weil diese Länder in den Augen der Politiker von keiner großen Bedeutung sind….
Es ist alles sehr traurig ….LG..Karin..
Hallo Karin,
bezieht sich Dein erster Satz auf etwas bestimmtes, was ich geschrieben habe? Der hat mich etwas verwirrt, weil es sich für mich so anhört, als hätte ich das Gegenteil geschrieben. 🙂
Ja, wenn es uns nicht irgendwie betrifft, weil es dort keine Bodenschätze gibt oder die Leute zu uns flüchten, interessiert es die meisten nicht die Bohne. Und vermutlich gibt es Länder, bei denen wir nicht mal wissen, dass es dort Krieg gibt.
Und diese traumatisierten Kinder sind die Zukunft. :[
Liebe Grüße
Petrissa
Hallo Petrissa,
nein …eher bei Babsi, Entschuldigung….denn ich finde ihre Aussage einfach/ zu einseitige gedacht, denn meistens wissen Kinder/kleine Kinder gar nicht wirklich was Krieg/Flucht/anderes Land usw. wirklich bedeutet kann/könnte für sie …sie folgen ihren Eltern…egal wohin auch immer, weil sie ihr Schutz sind.
O.K…LG..Karin…
Krieg trifft Alle und es sollte einfach keinen mehr geben!!!
LG..Karin…
Hallo Karin,
wieso ist meine Aussage zu einfach/einseitig gedacht? Ich wünsche es jedem Kind, dass es niemals flüchten muss – dass dieser Wunsch Utopie ist, wissen wir doch alle und das habe ich auch geschrieben.
Kinder wissen nicht was Krieg ist – solange, bis sie ihn selbst erleben. Und wenn sie Pech haben, können sie ihren Eltern nicht mehr folgen weil die Eltern umkommen und die Kinder nicht.. Weißt Du, wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge alleine aus Syrien Deutschland erreicht haben – ohne ihre Eltern oder andere Bezugspersonen?? Und welchen psychischen Schaden sie für den Rest ihres Lebens haben werden? Mit Kindern meine ich nicht unbedingt Kleinkinder. Ein 10jähriger ist sehr wohl in der Lage zu überblicken was Krieg und Flucht bedeutet.
LG Babsi
Liebe Petrissa,
dieses Buch möchte ich unbedingt lesen! Deine Rezi hat mich sehr neugierig gemacht.
Kriege sind furchtbar, alle wissen das, und dennoch werden sie unterstützt, als dass sie verhindert werden. Wenn ich sehe, wie viele Waffen Deutschland Saudi-Arabien z.B. verkauft und mit diesen Waffen werden Menschen im Jemen getötet oder ausgehungert.
Anstatt dass in Syrien die Zivilbevölkerung beschützt wird und man Waffen und Technik dafür nutzt, werden an die unterschiedlichen Gruppierungen Waffen geliefert oder noch schlimmer wie im Fall Russlands, die von sich aus gezielt Wohngebiete, Krankenhäuser, Schulen usw. bombadiert haben, um die dort versteckten Rebellen zu töten, ohne Rücksicht auf Verluste…
Was bleibt da noch, wenn die “oben” nicht mitmachen? Das alles macht mich fertig. All die Kinder, die während des Krieges oder auf der Flucht vor Krieg gestorben, ertrunken, verhungert, erfroren oder sonstwas sind. Eine grausame Welt, in der nur Macht und Geld zählt.
Und kaum sind die Menschen in Sicherheit, werden sie zu einer Krise gemacht, die wiederum das Rechte Lager erstärken lässt. Ich weiß nicht, wie sich das alles durchbrechen lässt.
Ich will positiv enden und sagte nochmals DANKE für deine Buchvorstellung.
GlG, monerl
Liebe Monerl,
danke für Deinen intensiven Kommentar!
Aber ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob Dir das Buch gefallen wird. Dazu ist es doch zu sehr ein Kinderbuch. Den Anfang könnte Dir gefallen, wo es darum geht, wie man aufs Schiff gelangt. Aber ich glaube nicht, dass Dir der Mittelteil und das Ende gefallen wird.
Liebe Grüße
Petrissa
Hmmmmm
Ein Kinderbuch darf ja auch einfach sein. Ich versuche mich auch irgendwie auf Fragen meiner Kinder vorzubereiten. Deshalb denke ich, sollte ich auch mal solche Bücher lesen. Was meinst du?
GlG, monerl